Montag, 13. März 2017

[Rezension] Den Mund voll ungesagter Dinge

»Ich wollte überschwemmt werden von Emotionen, die ich nicht verstehe. Die ich nicht erklären kann.«


Wenn Sophie es sich aussuchen könnte, wäre ihr Leben simpel. Aber das ist es nicht. Und das war es auch nie. Das fängt damit an, dass ihre Mutter sie direkt nach der Geburt im Stich gelassen hat. Und endet damit, dass Sophies Vater plötzlich beschließt, mit seiner Tochter zu seiner Freundin nach München zu ziehen. Alle sind glücklich. Bis auf Sophie. 

Was hat es bloß mit dieser verdammten Liebe auf sich? Sophie selbst war noch nie verliebt. Klar gab es Jungs, einsam ist sie trotzdem. Bis sie in der neuen Stadt auf Alex trifft. Das Nachbarsmädchen mit der kleinen Lücke zwischen den Zähnen, den grünen Augen und dem ansteckenden Lachen. Zum ersten Mal lässt sich Sophie voll und ganz auf einen anderen Menschen ein. Und plötzlich ist das Leben neu und aufregend. Bis ein Kuss alles verändert.

 

Titel: Den Mund voll ungesagter Dinge
Autor/in: Anne Freytag
Verlag: Heyne
Format: Klappenbroschur
Preis: 14,99€
Seitenanzahl: 400 Seiten
Erscheinungsdatum: 6.3.2017
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Es war mein erster LGBT - Roman [Lesbian, Gay, Bisexuell, Transgender], aber nicht mein erster Roman von Anne Freytag.

Zu Anfang lernen wir Sophie kennen und es beginnt direkt mit dem Umzug von Hamburg nach München, wo sie überhaupt gar nicht hin will, aber dort warteten eine Stiefmutter und zwei neue, kleine Brüder auf sie - und ein neues Leben. 

»Man kennt am Anfang nun mal noch nicht das Ende der Geschichte.«

Sophie ist Sophie. Sie ist nicht perfekt, sie hat Ecken, sie hat Kanten. Sophie ist echt. Genau deshalb war sie einem irgendwie nah. Als sie Alex, das Nachbarsmädchen, kennenlernt beginnt für Sophie eine verwirrende Zeit.
Alex scheint das fröhliche und perfekte Mädchen von nebenan zu sein. Sie hat einen Freund, geht gern schwimmen und lebt in einem großen Haus mit perfekter Familie.
Sie ist niedlich, ja, das ist sie. 

»Ich verdränge die Wahrheit und sammle Erinnerungen für eine Zeit, in der es uns nicht mehr geben wird - von der ich insgeheim hoffe, dass sie niemals kommt.«

Die Nebencharaktere fand ich auch alle ganz toll, besonders Lena - Sophies Stiefmutter - mochte ich sehr. Sie war so bemüht und herzlich

Ich mochte die Geschichte total gern. Sie war authentisch, aus dem Leben gegriffen, echt. Ich kann mir richtig vorstellen, dass es dort draußen eine Sophie und eine Alex gibt. 

Anfangs war der Schreibstil etwas holprig für mich - viele kurze Sätze. Aber daran gewöhnt man sich schnell und es liest sich gut. Sophies innerer Konflikt war spürbar. Wenn eine Autorin es schafft, die Gefühle rüberzubringen, dann hat sie für mich, sowieso schon alles richtig gemacht.
Die wenigen, aber dennoch erotischen Szenen sind für mich auch sehr angenehm zu lesen gewesen. Es war nicht too much, sondern wirklich gut beschrieben gewesen.

»Es ist eine Sache, etwas selbst zu wissen, und eine ganz andere, es die ganze Welt wissen zu lassen.«

Anne Freytag hat Sophies Gefühlswirrwarr meiner Meinung nach sehr gut beschrieben und dargestellt. Lesbisch (oder schwul) sein ist heute kein Grund mehr, sich schämen zu müssen, dennoch ist es immer noch viel zu sehr ein Tabuthema.
»Ich glaube nicht, dass ich Alex liebe, weil sie ein Mädchen ist, aber ich liebe doch, dass sie eins ist.«


Anne Freytag hat einen (weiteren) wundervollen Roman geschrieben, den ich sehr schätze.
Es war eine authentische Geschichte, welche mich berührt hat.
Die Protagonistinnen haben Ecken und Kanten, sie sind nicht perfekt. Für mich macht es dieses Buch wiederum perfekt. Es ist einfach echt.
Es hat mir einige schöne Lesestunden beschert und besticht mit einer Message an alle, die sich selbst für anders halten.

Ich kann dieses Buch nur jedem ans Herz legen.

Anne Freytag, geboren 1982, hat International Management studiert und für eine Werbeagentur gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Die Autorin veröffentlichte bereits mehrere Romane für Erwachsene, unter anderem unter ihrem Pseudonym Ally Taylor. Mit ihrem ersten Jugendbuch Mein bester letzter Sommer schrieb sie sich direkt in die Herzen ihrer Leser und wurde von der Presse gefeiert. Anne Freytag liebt Musik, Serien sowie die Vorstellung, durch ihre Geschichten tausend und mehr Leben führen zu können. 

In diesem Leben wohnt und arbeitet sie derzeit in München – wenn sie nicht gerade in ferne Länder und fremde Städte reist. Manchmal auch nur in Gedanken ...


2 Kommentare:

  1. Hi Vanny,

    eine schöne Rezi und ich gebe dir völlig recht - Sophia ist echt mit Ecken und Kanten.

    Meine Rezi

    Ganz liebe Grüße aus Tirol
    Marie

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  2. Hallo Vanny

    Man merkt, dass dich das Buch genauso begeistert hat wie mich.

    Liebe Grüße,
    Gisela

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